Reviews

Maya Homburger baroque violin

Meilenstein Musik&Theater für die Einspielung der Rosenkranz Sonaten von H.I.F. Biber
mit Maya Homburger und der Camerata Kilkenny

Letzten Sommer beim Festival «Flims Klang» spielten die Schweizer Barockgeigerin Maya Homburger und ihre irischen Musikerkollegen von der Camerata Kilkenny in drei verschiedenen alten Kirchen der Region Bibers «Rosenkranz - Sonaten» an einem Tag, als musikalisch-meditative Pilgerwanderung für das Publikum. Kein ganz leichtes Unterfangen, verlangen doch die verschiedenen Scordaturen (Umstimmen der Geigensaiten) sechs verschiedene Instrumente, denn ausser der ersten, die in normaler Quintstimmung steht, hat jede Sonate ihre eigene Relation der vier Saiten, darunter auch einmal ein Überkreuzen von A- und D-Saite. Dafür werden klangliche Wirkungen durch leere Saiten für Töne, die sonst nicht frei schwingen, und vor allem viele sonst nicht spielbare Akkorde und Arpeggien möglich: ein betörendes klangliches Erlebnis, das Biber ganz in den Dienst seiner mystisch aufgeladenen geistlichen Meditationen stellt: 15 Mysterien des katholischen Glaubens, begangen, gefeiert und gebetet in Salzburg während der Rosenkranz-Andachten unter Erzbischof Maximilian Gandolph von Khuenburg. Ihm widmete Biber, der als bester Geiger nördlich der Alpen galt, in den 1670-er-Jahren diese Sammlung von 15 sehr individuellen und abwechslungsreichen Sonaten, unterteilt in die fünf «Freudenreichen», die von der Ankündigung Jesu, Geburt und den Stationen im Tempel erzählen, die fünf «Schmerzensreichen» mit der Passionsgeschichte als Thema und die fünf «Glorreichen», die Auferstehung, Himmelfahrt, Heiliger Geist und Marias Himmelfahrt und Krönung umfassen. Am Ende fügte Biber noch eine g-Moll- Passacaglia, wieder in normaler Stimmung, hinzu.
Der Flimser Pilgertag schloss sich unmittelbar an die Einspielung der 15 Sonaten im vorarlbergischen St. Gerold an. Die Doppel-CD ist jetzt auf dem «haus-eigenen» Label Maya Recordings erschienen. Und sie nimmt vom ersten Ton an gefangen und lässt nicht mehr los. Die klangliche Vielfalt ist betörend, die geigerische Virtuosität berauschend, das Auskosten tonmalerischer Effekte ein ums andere Mal hinreissend, und dennoch lebt Maya Homburger nicht einfach ihre beneidenswerte Spieltechnik aus, sondern gibt sich mit Haut und Haar hinein in die spirituellen Ausdrucksbereiche dieser geistlichen Welten. Da wird das Lamento im Garten Gethsemane (Stimmung: As-Es-G-D) wunderschön mitgelebt und mitgelitten, oder ein explosionsartiger Ausbruch entfesselter Energie am Ende der «Kreuzigung» beim Erdbeben selbst beim Hören der CD unmittelbar physisch nachvollziehbar. Vieles klingt fast wie improvisiert, und das liegt nicht nur an Bibers Vorlage, sondern auch an Maya Homburgers freiem Umgang mit dem Metrum. Ein Puls bleibt zwar immer fühlbar, aber Dehnungen, plötzliche Beschleunigungen oder unerwartete Atempausen halten das musikalische Geschehen in jedem Moment lebendig.

Meilensteine setzt auch die Begleitung: So farbig und variantenreich, so virtuos und mit hörbarer Lust am Improvisatorisch-Freien der Generalbass-Auslegung wird nur selten barocke Musik verstanden und aufgeführt. Dabei spielen sich Siobhán Armstrong (Harfe), Sarah Cunningham (Gambe), Brian Feehan (Theorbe), Malcolm Proud (Orgel und Cembalo) und Barry Guy (Kontrabass) aber niemals in den Vordergrund, es gibt keine Solo-Extemporationen, wie man das befürchten könnte, wenn Musiker wie der Kontrabassist Barry Guy, die auch im Jazz zu Hause sind, losgelassen werden. Im Gegenteil: Die stilistisch bewusste Zurückhaltung ist vorbildlich, und die Zutaten werden immer im Dienste des Ausdrucks und der Abwechslung im Klangbild vorgenommen. Insgesamt eine wundervolle Kombination von sinnlicher Barock-Pracht, mit- reissender Musizierlust und meditativer Versenkung.

Reinmar Wagner


«… Geradezu sensationell gelingt ihr die Gestaltung der Fuge, wo
man nicht weiss, ob man die differenzierte Artikulation, die gekonnte Realisierung der polyfonen Struktur oder die sinnfällige Umsetzung
der grossformalen Anlage mehr bewundern soll …»
(Neue Zürcher Zeitung, April 2012)


“….Wie sehr Bach in seiner Musik die Erregung und die Ruhe, die
Freude und die Hingabe miteinander in Einklang, in einen Klang, bringt,offenbart sich auf eine beeindruckende Weise in der von Maya Homburger eingespielten Trilogie…..”
(Klaus Hübner, Jazzthetik April 2012)


“... Maya Homburger beweist bewegendes Einfühlungsvermögen in die ungewöhnlichen Klangwelten Bibers. Und schafft es, die tieferen Mehrdeutigkeiten dieser Musik zum Ausdruck zu bringen..... Egal, ob Motive offener Klage zum Ausdruck kommen, bodenerschütternde Gewalten, oder die aufblitzende fingerverschwimmende Virtuosität die Bibers Werke durchzieht - all das ist bei Maya Homburger von musikalischer Wahrhaftigkeit und freiem Ausdruck durchdrungen. Hier war ein unvergleichliches Konzert zu erleben.”
(Neue Westfälische Zeitung 24. Mai 2006)


"Die ausgezeichnete Maya Homburger führte überzeugend vor, dass heutige virtuose Geigenmusik auf einer Barockgeige mit ihren Darmsaiten nicht nur spielbar ist, sondern obendrein noch fantastisch klingt....."
(Basellandschaftliche Zeitung, 13. Februar 2006)

“Es war einer dieser Gare du Nord Abende, die in nur zwei Stunden bewiesen, warum dieser Bahnhof für Neue Musik so wichtig ist - und das obschon dreimal Purcell und zweimal Bach gespielt wurden. Doch an die beiden Barockkomponisten schloss sich zweimal attacca Barry Guy, 1947 geboren, Kontrabassist, Improvisator und einfallsreicher Komponist an.
Seine “Inachis” und “Celebration” für Geige solo und improvisierenden Kontrabass beziehungsweise improvisierende Oboe und seine vier “Bubblets” für Geige und Cembalo sind mit das Beste an zeitgenössischer Musik, was in letzter Zeit in der Gare zu hören war. Und wer bislang meinte, Barockinstrumente seien nur für die alte Musik tauglich und gut, der wurde - wie der Schreiber - am Samstag eines Besseren belehrt.
Die ausgezeichnete Maya Homburger führte überzeugend vor, dass heutige virtuose Geigenmusik auf einer Barockgeige mit ihren Darmsaiten nicht nur spielbar ist, sondern obendrein noch fantastisch klingt. .....”
(Basellandschaftliche Zeitung 13. Februar 2006)


"…..Es dauert, bis Ruhe einkehrt, jeder Zuschauer an diesem Mittwochabend in der seit Wochen hoffnungslos ausverkauften Thomaskirche eine günstige Sitzposition für die nächsten dreieinhalb Stunden gefunden hat. Bis das letzte erwartungsvolle Tuscheln abebbt, das letzte Gebälk geknackt hat, sogar das letzte Hüsteln abgedämpft wird. Dann noch ein kurzes Rascheln. Atmen. Stille. …..
Aus dieser Stille heraus formt John Eliot Gardiner mit den English Baroque Soloists die ersten magischen Akkorde der Matthäus-Passion. Noch traut man dem Orchester bei diesen empfindsamen Klängen nicht zu, dass am anderen Ende seiner farbenreichen Ausdrucksskala ein aufbrausendes Gewitter steht. Noch ahnt man nichts vom himmlischen Solo der Konzertmeisterin Maya Homburger, die zusammen mit der wunderbaren Altistin Clare Wilkinson die "Erbarme dich"-Arie zum ergreifendsten Moment, zur Sternstunde des Abends werden lässt….."
(Tobias Wolff Leipziger Volkszeitung, Leipzig, 6. Mai 2005)


"It is partly the subtle flexibilities of her rhythmic approach that breathes life into these scores; one should also mention the beautiful sound she gets from the violin, a sound which seems to bloom in the acoustic of St. Ann's. In her hands the 'period instrument' becomes the only one that allows the music to communicate fully."
(Douglas Sealy, Irish Times 6 March 2001)


"Her music was full of poetry and fantasy and came across as fluently and as lightly as thought itself. Her playing of Biber's Passacaglia, 64 repetitions of a four-note descending bass line over which the music spins out and elaborates itself like smoke, was filled with freedom, balance and momentum."
Stephen Pedersen, Halifax Nov. 1999


Guy's "Celebration" is a challenging solo piece for Baroque violin, played by Homburger with intelligent musicianship and stunning technical facility. The two absorbing duos for violin and bass are both effective. "Immeasurable Sky" explores intriguing combinations of bowed and percussive sounds, while "Breathing Earth" brings the disc full circle. Incorporating free quotations from Biber it involves some remarkable role-swapping, Homburger, for example, holding a pedal note while Guy indulges in his innovative, eye-opening improvisatory skills.
(Robin Stowell)


"... The highlight for me in the Dublin musical calendar this year were the two concerts of Bach solo violin music by Maya Homburger in St. Ann's. And then, she played as an encore, a piece by Barry Guy. She played it brilliantly, and she can do both things. That is the kind of musician that is needed to complement the kind of impresario who has a vision. If you put those two together, you are going to win."
(Gerald Barry)


"The instrument alone is powerless, but controlled by one for whom it seems a natural extension of the voice, it translates the printed notes into sounds that transcend their origins. You have to be a virtuoso to perform this music, but if you have the soul of a virtuoso all is lost, for then the music takes second place to display. Maya Homburger does not interpose her personality between Bach and the listener, but strives to convey all that the composer intended. We cannot know exactly what that was, but I think the audience in St. Ann's church on Sunday experienced this music to the full ... These works for solo violin have, in the performance we heard, a sense of the highest that can be seen as an act of worship."
(Douglas Sealy, Irish Times, Feb. 1999)



East Cork Early Music Festival

Heinrich Ignaz Franz von Biber (1704-44) was a great virtuoso of the violin. As a composer, his best-known works are a set of violin sonatas, known as the Rosary or Mystery Sonatas, with each one named after a decade of the Rosary.

And in these works Biber created a range of highly distinctive sonorities through the use of the technique known as scordatura.

Scordatura involves re-tuning the strings of the violin, which both changes the resonant character of the instrument (it's the open strings which speak with greatest resonance) and also enables the sounding of otherwise impossible or impossibly awkward combinations of notes when chords are played through double-stopping.

The range of tunings involved is so elaborate as to require multiple instruments for concert performances, and, to the best of my knowledge, seven sonatas using four different violins is as many as baroque violinist Maya Homburger has ever dared undertake in a single programme. The music is rich in symbolic connections. Some stem from associations which are purely musical. Others greet the eye when the music is read - the Crucifixion Sonata opens with a motif that outlines a cross.

And there's even a major one with an altogether firmer physical reality.

For the Resurrection Sonata the middle strings of the violin are physically crossed at either end of the instrument (in the pegbox and beyond the bridge), and the combination of crossing and retuning also facilitates the playing of octaves in a manner that's unique in the literature of the violin.

All this background would, of course, be of little interest if the music was not of high quality.

Fortunately, Biber's musical inspiration was of a level to match the intricacy of his technical imagination. And the sonatas require a performer of exceptional gifts to speak with clarity and conviction to a modern audience.

Maya Homburger, who presented what must surely have been the first all-Biber programme in Ireland during Kilkenny Arts Week in 1998, repeated the feat at St John the Baptist Church in Midleton for the East Cork Early Music Festival on Thursday, to mark the 300th anniversary of the composer's death.

Homburger has a sure grasp of Biber's musical logic, an alert sensitivity to the extraordinary sound worlds he created, and she seems finely attuned to the deeper suggestiveness of the music, a suggestiveness which is, above all, what makes these pieces so treasurable.

Whether dealing with the overt lament which opens The Agony in the Garden, the sense of subterranean disturbance that's to be found later in that same sonata, or the many flashes of finger-blurring virtuosity that are littered throughout these works, her musicianship always seemed true, her communication free and open.

The accompanying continuo group, Siobhán Armstrong (double harp), Malcolm Proud (organ and harpsichord), and Sarah Cunningham (viola da gamba), rang the changes with imagination and matched the soloist in bringing these extraordinary works fully to life.
By Michael Dervan, Irish Times September 2004

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